
Einen Akkord auf’s Leben.
Ein paar Tage in Dublin lösten in mir einen Mix aus Nostalgie & Normalität aus.
Eine Auszeit mit der Kamera. Eine Momentaufnahme aus einer Stadt in der ohne Musik das Herz nicht schlägt. Dennoch ist Dublin viel mehr als nur Guiness und Musik. Es ist eine einzig große Community.
Vor Jahren habe ich noch regelmäßig Reiseblogs verfasst. Um den litarischen und inhaltlichen Wert kann man natürlich immer streiten…
Aber nun zu der kurzen Irland-Auszeit:
Irgendetwas in mir wollte schon seit Jahren nach Irland. Besonders nach Dublin. Vielleicht war es die Sehnsucht nach Livemusik in jeder Ecke, oder nach Guiness, oder einfach nur ein leiser entfernter Ruf der grünen Insel.
Jedenfalls dachte ich wie so oft in diesem Winter-,Weihnachts-,Neujahr-, Geburtstagsblues, da einfach mal hinzureisen. Der Flug vom Allgäu Airport war erschreckend günstig. Ich reiste mit leichtem Gepäck und nur einer Kamera. Die Leica Q2 mit 28mm Festbrennweite. Eine Kamera, welche mich zurück zum Ursprung “meiner Fotografie” brachte und welcher Weg hoffentlich noch sehr lange sein wird. Mein Ursprung? Das ist die Reportage, die Streetphotography. So bin ich damals während meiner Zeit bei der Fotoschule durch Stuttgart gepilgert. Damals sogar mit einer anaologen Fotokamera.
Was wollte ich in Dublin fotografieren?
Der Alltag, das Leben hat so viele Facetten, jede Sekunde passiert etwas unverhersehbares, was kurioses, was witziges, was trauriges. Ein Bild friert eine Szene, einen Moment, eine Emotion für einen Bruchteil einer Sekunde ein. Dabei erzählt ein Bild so viel mehr als eine 1/125 Sekunde. Bilder erzählen einen Ausschnitt vom Leben. Ein Bild lässt einen vermeindlich belanglosen Moment für die Ewigkeit leuchten. In unserer schnellen hektomatischen Zeit ein Novum. Lasst uns der echten Fotografie nie an Bedeutung verlieren nur weil es zu viele Instagram Selfies, selbstdargestelle und inszinierte und manipulierte Bilder gibt. Fotografie sollte nichts anderes tun als das Leben zu zeigen, zu spiegeln. In seiner ganzen Vielfalt.
Mit Licht und Schatten.
So wie das Leben auf unserem Planeten.






























Für diese 4,5-tägige Reise war ich so herrlich unvorbereitet. Ich kann mich selbst nach dieser Reise an kaum einen Straßen- oder Brückennamen erinnern. Und das lag nicht an dem Guiness Bier sondern einfach daran, dass es mir dieses Mal einfach egal war. Ich wollte mit meiner Kamera eins sein und durch die Straßen und Gassen ziehen. In Restaurants, Cafés, Museen usw. das Leben festhalten. Und natürlich die so berühmt und berüchtigte irische Pub-Szene. Livebands, Guiness und irische Folk-Musik. Hach warum kann nicht in jedem von uns ein wenig irische Folkmusic klingen ;-)







Alleine Reisen bedeutet auf sich alleine angewiesen zu sein. Auch wenn ich schon viele Reisen alleine hinter mir habe, ist man dennoch immer etwas nervös denn weiß man nie was einem erwartet. Für mich kostet es immer noch Überwindung alleine los zu ziehen. Und dann habe ich auch noch ständig die Kamera dabei. Doch alleine ist man letztendlich nie. Im Gegenteil, ich liebe es Geschichten von Einheimischen erzählt zu bekommen. Und vor allem in diesem Mikrokosmus “Pub” gibt es so viele unerzählte “Stories”. Und dann gibt es noch die Szenen, die keine Erzählungen benötigen. Und für diese habe ich meinen Fotoapparat dabei.

… wenn ich mal keinen Gesprächspartner hatte, beobachtete ich einfach die Szenerie. Ich fragte jedes Mal ob das “fotografieren” okay wäre. Mich verblüffte es wie gleichgültig es allen Anwesenden war, dass ich fotografierte. Auch wenn Dublin eine Hauptstadt ist, so wirkten manche Pubs alles andere als Großstädtlerisch. Alles hatte irgendwie Charme. Und überall diese Live Musik.







Meinen Geburtstag habe ich in Dublin reingefeiert. Mit Iren, mit Kanadier, mit Italiener usw. Es fühlte sich an als wäre dies alles Monate im Vorraus geplant gewesen. Dabei kannte ich diese Menschen alle erst seit ein paar Stunden/Minuten. Nicht zu vergessen der unfassbare Zufall dass am selben Tag noch zwei weitere Personen im selben Pub ihren Geburtstag feierten.
Ein irischer pensionierter Polizist bekam mit dass ich Geburtstag habe. Er meinte, dass das Bier heute Abend auf ihn geht. Das wollte ich nicht. Auf einmal ballte er seine Faust, kam mir beängstlich nah (er hatte schon ein paar Bier), … darauf ging mein irischer Kollege dazwischen und meinte mit einem Grinzen im Gesicht “hey Chris, das nimmt man einfach dankend an”.
Wieder was gelernt. Das Bier schmeckte :-)






















Raus ans Meer.
Keine Halbe Stunde von der Stadtmitte gelangt man mit der Bahn (dem Dart) an die Küste nach Howth. Plötzlich ist man raus aus dem Trubel der Stadt (der sich nie wirklich wie Trubel anfühlt).
Man wandert die Steilküste entlang, der kalte Wind peitscht einem ins Gesicht, doch wie an fast jeden Tag scheint die Sonne während meiner Irlandreise.











Long Room, Trinity University.






March Libary











St. Patrick Cathedral







Guiness Storehouse.
Obligatorisch in Dublin ist natürlich ein Besuch im Guinness Storehouse.
Unglaublich wie diese Stadt mit diesem Bier verbunden ist. Und glücklicherweise schmeckt mir dann auch noch dieses dunkle Bier.






















Musik:
Ich bin kein Musiker, aber meine Bilder sind nichts ohne Musik. Sie inspiriert mich, sie läuft während ich Bilder bearbeite. Sie ist an, wenn ich durch endlose Landschaft fahre, sie begleitet mich auch manchmal als Stöpsel im Ohr, wenn ich z. B. durch Dublin spaziere. Jede Reise hat ihre eigene Playlist. Ich würde sogar fast so weit gehen und sagen, dass die Reise nach Dublin, Irland eine Folge meines Musikgeschmacks war. Für mich fühlt es sich so an, als hat mein persönliches musikalisches Genre seinen Ursprung in Irland. Naja, vielleicht etwas übertrieben.
Ganz oben dabei sind für mich Interpreten wie “The Frames (Glen Hansard), Damien Rice und U2. Ah und in Dublin kommt man gefühlt an keinem Pub vorbei in dem nicht mindestens einmal am Abend “Dirty Old Town” von den “The Pogues” läuft.
Konzerte von der St Patrick Cathedrale:
Kurz vor Ablug zurück in die Heimat bin ich noch einmal morgens durch die Straßen geschlendert. Den Finger immer am Auslöser meiner Kamera.







Eins meiner letzten Motive war diese Möwe. Sie stand einfach da, sie wollte nicht weg. Autos und Busse weichten ihr aus. Sie ist der Boss der Straße.

So verabschiedete ich mich von der Möwe und ging weiter.
Dublin wird mich wieder sehen. Bald. Mit Kamera und immer einem Ohr für gute Musik.
… Und wenn jedes Bild ein Akkord wäre, dann schreibe ich gerade an einer Symphonie.